Long Covid

Long Covid bezieht sich auf Beschwerden, die auch mehrere Wochen und Monate nach einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 noch andauern. Die Symptome können ganz unterschiedlich sein. Besonders häufig treten Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Konzentrationsstörungen auf.

Dabei gibt es keinen Zusammenhang mit der Schwere der akuten Erkrankung. Es können also sowohl Menschen mit schwerem als auch mit leichtem Krankheitsverlauf Long Covid entwickeln.

Gesicherte Behandlungsmöglichkeiten für die Beschwerden gibt es derzeit noch nicht. Es werden aber Medikamente erprobt. In der Homöopathie gibt es Mittel, die traditionell bei Erschöpfungszuständen nach Infektionen eingesetzt werden.

Was ist Long Covid? Definition

Zunächst verstand man unter ‚Long Covid‘ Beschwerden, die bis zu vier Wochen nach der akuten Erkrankung anhalten. Symptome, die auch nach 12 Wochen und länger noch vorhanden sind, wurden als ‚Post-Covid-Syndrom‘ bezeichnet.

In einer neuen Leitlinie für die Behandlung solcher Symptome wird diese Unterscheidung nicht länger getroffen [1]. Es fallen also alle Beschwerden unter das Krankheitsbild, die vier Wochen oder länger bestehen, nachdem die eigentliche Infektion abgeklungen ist.

Danach werden die folgenden Beschwerden als Long bzw. Post Covid bezeichnet:

  • Symptome der akuten Erkrankung, die weiter bestehen, obwohl die eigentliche Infektion abgeklungen und nicht mehr nachweisbar ist (beispielsweise Husten oder Kurzatmigkeit);
  • Beschwerden, die das Ergebnis der Behandlung einer Infektion mit dem Coronavirus sind (z.B. Schädigung des Lungengewebes bei künstlicher Beatmung);
  • Neue gesundheitliche Einschränkungen als Folge der Erkrankung (etwa Gelenkschmerzen);
  • Symptome, die zwar erst nach der Infektion aufgetreten sind, aber vermutlich durch das Virus verursacht sind (z.B. Magen-Darm-Probleme);
  • Erkrankungen, die schon vor der Corona-Infektion vorhanden waren und sich durch die Infektion verschlechtert haben (z.B. Depression, Herzerkrankungen).

Was sind die Symptome von Long Covid?

Die Beschwerden bei Long Covid können ganz unterschiedlich sein. In einer internationalen Studie in 56 Ländern fanden Forscher_innen beispielsweise 203 unterschiedliche Symptome bei Menschen mit Long Covid. Diese Symptome betrafen zehn verschiedene Organsysteme (z.B. Herz, Nervensystem, Lunge usw.) [2].

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Erschöpfung / Fatigue und geringe Belastbarkeit: Das sind Erschöpfungszustände schon nach kurzer Belastung (z.B. Kochen, Einkaufen oder auch einfach nur aus dem Bett aufstehen), die auch durch Schlafen und Ausruhen nicht besser werden;
  • Atembeschwerden, z.B. Kurzatmigkeit, Husten;
  • Konzentrationsprobleme, beispielsweise Probleme, sich an Dinge zu erinnern; ‚brain fog‘ (Gehirnnebel; alles verschwimmt); Schwierigkeiten, einen zusammenhängenden Satz zu sagen;
  • Herzprobleme, z.B. Herzrasen, Schmerzen im Brustkorb;
  • Riech- und Schmeckstörungen, etwa nicht mehr gut riechen und schmecken zu können – oder auch zu intensiv zu riechen und zu schmecken;
  • Schmerzen verschiedenster Art, in Muskeln, Gelenken, Gliedern; treten oft zusammen mit Erschöpfung auf;
  • Haut- und Haarprobleme, u.a. Haarausfall, Ekzeme an den Händen, verfärbte Zehen (sog. ‚Covid-Zehen‘);
  • Psychische Probleme, beispielsweise Schlafstörungen, Depression, Ängste. Gerade bei Menschen, die während einer Corona-Infektion beatmet werden mussten, kann es auch zu posttraumatischen Belastungsstörungen kommen.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Long Covid nicht ein einheitliches Beschwerdebild darstellt, sondern dass es verschiedene Formen des Post Covid-Syndroms gibt. Jede Form setzt sich aus einer Gruppe von Symptomen zusammen. Lediglich Konzentrationsprobleme treten bei allen Formen gleichermaßen auf [3].

Wer erkrankt an Post Covid?

Leider weiß man noch immer nicht genau, wer ein besonders hohes Risiko hat, an Long Covid zu erkranken.

Ziemlich sicher kann man derzeit nur sagen, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen der Schwere der Infektion und dem Risiko einer Post Covid-Erkrankung. Man kann also lang anhaltende Beschwerden haben, wenn man einen schweren Verlauf der Erkrankung hatte. Man kann aber auch Long Covid entwickeln, wenn man bei der akuten Infektion nur leichte Symptome hatte oder sogar gar nichts davon gemerkt hat.

Eine Untersuchung aus England hat ergeben, dass Frauen häufiger vom Post Covid-Syndrom betroffen sind als Männer. Auch Menschen im Alter von 35 bis 69, aus sozial ärmeren Gegenden, Personen die im Gesundheitswesen arbeiten und Menschen mit mehreren Vorerkrankungen entwickelten häufiger Long Covid [4].

Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte Merkmale des Krankheitsverlaufs das Risiko erhöhen, auch dann noch Symptome zu verspüren, wenn die akute Infektion schon abgeklungen ist [5].

  • Das ist erstens ein niedriger Antikörperspiegel zu Beginn der Erkrankung. Antikörper sind Stoffe, die das Immunsystem des Körpers gegen die Viren bildet. Wenn der Körper zunächst nur wenige dieser Stoffe bildet, dann steigt also das Risiko von Post-Covid.
  • Zweitens scheint es so zu sein, dass bei Menschen mit Geruchs- und Geschmacksverlust während der Erkrankung eine größere Gefahr besteht, dass sie auch längerfristig Beschwerden haben.
  • Drittens haben auch Menschen mit Durchfall während der akuten Corona-Infektion ein größeres Risiko für Long Covid.

Wie verbreitet ist die Erkrankung?

Auch das weiß man nicht genau. Die genauen Zahlen sind nur schwer festzustellen, weil:

  • Nicht alle Menschen mit anhaltenden Beschwerden zu ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin gehen;
  • Long Covid bei der Diagnose gegenüber anderen Beschwerden abzugrenzen ist;
  • Man nicht immer genau weiß, ob jemand wirklich vorher an einer Infektion mit SARS-CoV-2 erkrankt war;
  • Es Menschen gibt, die über ähnliche Beschwerden berichten, ohne dass sie vorher krank waren. Auch die Pandemie, der wiederholte Lockdown und die damit verbundene Unsicherheit können sehr belastend sein und mittelfristig krank machen.

Mehrere Studien kommen aber zu dem Schluss, dass ungefähr 15% der Erkrankten im Anschluss Long Covid-Symptome entwickeln [1, 4].

Diese Zahl entspricht auch den Erfahrungen mit anderen Infektionskrankheiten. Denn es ist gar nicht ungewöhnlich, dass Menschen im Anschluss an eine Infektion längerfristig Symptome entwickeln.

Das kennt man beispielsweise auch von der Grippe, von einer Lungenentzündung – und ganz besonders von der Mononukleose, die vom Epstein-Barr-Virus ausgelöst wird. Nach einer Mononukleose entwickeln manche Menschen langfristig ein Chronisches Erschöpfungssyndrom (auch CFS genannt: chronic fatigue syndrome).

Auch nach solchen anderen Erkrankungen haben etwa 15% der Menschen längerfristig Beschwerden [3].

Wie entsteht Long Covid?

Auch über die Vorgänge im Körper, die sich bei einem Post-Covid-Syndrom abspielen, weiß man noch nichts Genaues.

Es gibt aber Hinweise darauf, dass verschiedene Mechanismen dabei eine Rolle spielen können. Diese beschreibt beispielsweise Dr. Sandra Ciesek in Folge 93 des NDR-Pocasts ‚Coronavirus-Update‚. Die unterschiedlichen Vorgänge passen auch dazu, dass Long Covid kein einheitliches Beschwerdebild darstellt.

  • Erstens ist das Virus bei manchen Menschen auch noch längere Zeit nach der akuten Erkrankung im Dünndarm nachweisbar. Sandra Ciesek vermutet, dass dieser Aspekt mit den andauernden Geruchs- und Geschmacksstörungen und auch mit Magen-Darm-Beschwerden in Zusammenhang stehen könnte.
  • Zweitens kann das Coronavirus – wie andere Viren auch – Autoimmunprozesse auslösen. Bei Autoimmunerkrankungen (wie beispielsweise vielen rheumatischen und auch Schilddrüsen-Erkrankungen) wenden sich Antikörper, die eigentlich gegen Eindringlinge von außen gerichtet sind, gegen Zellen im eigenen Körper.
  • Drittens wurden im Blut von Long-Covid-Patient_innen sog. Zytokine nachgewiesen. Das sind Stoffe, die der Körper bei Entzündungen produziert.

Long Covid könnte also damit im Zusammenhang stehen, dass das Virus im Körper noch weiter wirkt, dass durch das Virus Autoimmunprozesse in Gang gesetzt werden oder dass es durch eine Infektion zu andauernden Entzündungsprozessen im Körper kommt.

Wohin kann man sich mit Beschwerden wenden?

Erste Auflaufstelle sollte entweder der Hausarzt bzw. die Hausärztin sein oder eine entsprechende Ambulanz oder Sprechstunde.

Die DAK hat eine Hotline eingerichtet, bei der man sich anonym beraten lassen kann. Die Hotline steht allen offen, auch Patient_innen, die nicht bei der DAK versichert sind.

Viele Informationen zu der Erkrankung sind auf der Webseite der Long Covid Initiative Deutschland zu finden.

Inzwischen haben Betroffene Selbsthilfegruppen gebildet, die ebenfalls Unterstützung anbieten.

Gibt es Medikamente gegen Long Covid?

Für die Betroffenen ist Long Covid anstrengend und zermürbend. Auch fühlen sie sich damit manchmal alleine gelassen.

Und leider gibt es auch keine Therapien speziell für die Behandlung der Erkrankung. Allerdings werden derzeit Medikamente erprobt. Dazu gehören Apixaban (ein Gerinnungshemmer) und Atorvastatin (das den Chloesteringehalt im Blut senkt). Diese Medikamente beschreibt Dr. Sandra Ciesek in Folge 93 des NDR-Podcasts Coronavirus-Update genauer.

Es gab auch Berichte von Einzelfällen, in denen sich Post Covid-Beschwerden nach einer Impfung gebessert haben. Eine Wirkung von Impfungen auf die Beschwerden ist allerdings bisher nicht gesichert [1].

Es existieren also noch keine Medikamente gegen Long Covid. Aber trotzdem gibt es Möglichkeiten der Unterstützung. Auch kann es sein, dass die Symptome von alleine wieder verschwinden. So hat sich z.B. gezeigt, dass Geruchs- und Geschmacksstörungen nach einem Jahr bei fast allen Patient_innen wieder verschwunden sind [6]. Allerdings weiß man im Einzelfall nie, wie lange die Symptome anhalten.

Wo gibt es Unterstützung?

Es ist wichtig, sich mit den Symptomen an den Hausarzt oder die Hausärztin zu wenden. Diese können feststellen, ob es sich wirklich um Long Covid oder um eine andere Erkrankung handelt. Außerdem ist zwar Long Covid als Ganzes nicht behandelbar. Bestimmte Beschwerden können und sollten dagegen durchaus behandelt werden.

So können beispielsweise bei Erkrankungen des Herzens Beta-Blocker angebracht sein. Gerinnungsstörungen sollten mit Medikamenten behandelt werden. Und auch bei Depressionen können Medikamente sinnvoll sein.

Bei anderen Symptomen sind andere Formen der Unterstützung wichtig. Im Fall von Konzentrations- und Gedächtnisstörungen können Gedächtnistraining oder Ergotherapie hilfreich sein. Bei Kurzatmigkeit kann ein Atemtraining unterstützen. Solche Maßnahmen können von Ärzt_innen verordnet werden.

Speziell bei Erschöpfung und Fatigue ist es wichtig, sich nicht zu überanstrengen. Hier ist vor allem das sog. ‚pacing‘ wichtig: Darunter versteht man, sich Aufgaben so einzuteilen, dass man immer etwas unterhalb der eigenen Möglichkeiten bleibt (s. auch die Pacing-Leitlinien für Patienten bei CFS, dem Chronischen Erschöpfungssyndrom).

Die medizinischen Fachgesellschaften für die Behandlung von Erkrankungen verschiedener Organe (Herz, Lunge usw.) haben Leitlinien für die Behandlung entsprechender Symptome bei Post Covid erstellt.

Auch gibt es inzwischen Reha-Kliniken, die sich auf die Behandlung von Patient_innen mit Long Covid spezialisiert haben.

Kann Homöopathie unterstützen?

Wie oben schon erwähnt, sind Erschöpfungszustände und andere Symptome nach Virusinfektionen von verschiedenen Erkrankungen bekannt. Alternativmedizinische Ansätze wie die Homöopathie haben sich auch in der Vergangenheit schon mit solchen Beschwerden beschäftigt.

Entsprechend gibt es in der Homöopathie verschiedene Mittel, die bei solchen Symptomen eingesetzt werden. Dabei sucht ein Homöopath oder eine Homöopathin dasjenige Mittel aus, das am besten zu den genauen Beschwerden passt.

Eine Umfrage der Hahnemann Praxisklinik unter homöopathischen Ärztinnen und Ärzten ergab, dass die homöopathische Behandlung von Long Covid gut wirksam war. Auch Dr. Jens Wurster berichtet von positiven Erfahrungen bei der homöopathischen Behandlung der Erkrankung.

Für akute Erkrankungen mit dem Coronavirus besteht in Deutschland für Heilpraktiker Behandlungsverbot. Wenden Sie sich im Fall einer akuten Infektion bitte unbedingt an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin.

Literatur

[1] Koczulla, A.R. et al. (2021). S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html.

[2] Davis, H. E. (2021). Characterizing long COVID in an international cohort: 7 months of symptoms and their impact. The Lancet, 38. DOI: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2021.101019.

[3] Marshall, M. (2021). Four key questions about Long Covid. Nature, 594. https://media.nature.com/original/magazine-assets/d41586-021-01511-z/d41586-021-01511-z.pdf.

[4] Office of National Statistics (2021). Prevalence of ongoing symptoms following coronavirus (COVID-19) infection in the UK: 5 August 2021. https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/healthandsocialcare/conditionsanddiseases/bulletins/prevalenceofongoingsymptomsfollowingcoronaviruscovid19infectionintheuk/5august2021.

[5] Augustin M. et al. (2021). Post-COVID syndrome in non-hospitalised patients with COVID-19: a longitudinal prospective cohort study. The Lancet Regional Health Europe, 6. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666776221000995.

[6] Renaud, M. et al. (2021). Clinical outcomes for patients with anosmia 1 year yfter COVID-19 diagnosis. JAMA Netw Open. 2021;4(6):e2115352. Doi: http://10.1001/jamanetworkopen.2021.15352.

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So können wir in Ruhe besprechen:
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Margrit Schreier

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