Was ist Hochsensibilität? Es handelt sich dabei um ein Persönlichkeitsmerkmal, wie beispielsweise Kreativität, Intelligenz oder Neugier.
Eine andere Bezeichnung für Hochsensibilität im Deutschen ist Neurosensitivität. Im Englischen spricht man auch von ’sensory processing sensitivity‘ oder von ‚vantage sensitivity‘.
Woher stammt Hochsensibilität?
Die amerikanische Sozialpsychologin Elaine Aron, war die erste, die diese Persönlichkeitseigenschaft beschrieben hat. Sie hat Interviews mit hochsensiblen Menschen durchgeführt. Auf dieser Grundlage hat sie dann einen Fragebogen entwickelt, um festzustellen, ob jemand hochsensibel ist.
Aber auch vor Elaine Aron gab es schon Forscherinnen und Forscher, die sich mit ähnlichen Eigenschaften wie Hochsensibilität beschäftigt haben.
Carl Gustav Jung hat beispielsweise über Introversion geschrieben, Jerome Kagan hat sog. ‚gehemmte Kinder‘ untersucht; und Karl Jaspers hat vom ‚hyperästhetischen Emotionssyndrom‘ gesprochen.
Was ist Hochsensibilität? Merkmale
Elaine Aron geht davon aus, dass hochsensible Menschen vier Merkmale aufweisen. Sie kürzt diese Eigenschaften im Englischen mit DOES ab: depth of processing (Tiefe der Informationsverarbeitung), overarousability (Übererregbarkeit), emotional intensity (also emotionale Intensität) und sensory sensitivity (also sensorische Empfindsamkeit).
Tiefe der Informationsverarbeitung: Hochsensible Menschen verarbeiten alle Arten von Informationen tiefer als Nicht-Hochsensible. Das betrifft sowohl Reize, die von außen kommen, als auch Signale aus der eigenen Psyche. Man kann auch sagen: Menschen mit Hochsensibilität machen sich mehr Gedanken. Sie gehen den Digen eher auf den Grund, und sie sehen Zusammenhänge.
Übererregbarkeit: Wenn jemand Sinnesreize intensiv wahrnimmt und tief verarbeitet, dann kann man sich leicht vorstellen, was die Folge sein kann: Viele und intensive Eindrücke führen schnell zur Überlastung. Es wird alles zuviel, und der hochsensible Mensch gerät in einen Zustand der Überreizung.
Emotionale Intensität: Menschen mit Hochsensibilität spüren Dinge intensiver. Das bedeutet auch, dass ihre Gefühle noch lange in ihnen nachklingen. Dadurch können ihnen auch Emotionen, die eigentlich positiv sind, zuviel werden (z.B. Freude oder Verliebtsein). Hochsensible können sich auch gut in andere Menschen hineinversetzen.
Sensorische Empfindsamkeit: Menschen mit Hochsensibilität verarbeiten Sinneseindrücke anders. Sie nehmen Reize schneller und intensiver wahr. Geräusche kommen ihnen lauter vor als anderen Menschen, Licht erscheint ihnen greller und Gerüche sind für sie intensiver.
Weitere Merkmale hochsensibler Menschen
Bedürfnis nach Rückzug: In Situationen der Übererregung wünschen Hochsensible sich nichts so sehr wie ihre Ruhe. Entsprechend brauchen sie viel Zeit und Raum für Rückzug und Erholung, um die vielen Eindrücke erst einmal zu verarbeiten. Und wenn es zur Überaktivierung gekommen ist, müssen sie wieder zu ihrem Gleichgewicht zurückfinden.
Ästhetische Wahrnehmung und Genuss: Genau hinzuschauen und Eindrücke intensiv wahrzunehmen muss aber nicht zwangsläufig zur Überaktivierung führen. Im Gegenteil: Gerade hochsensible Menschen können ihre feine und differenzierte Wahrnehmung auch intensiv genießen, z.B. bei einem Spaziergang in der Natur, beim Anhören von Musik, beim Anschauen von Gemälden, beim genauen Hinhören im Gespräch mit anderen, beim Zusammensein mit anderen Menschen.
Weitere Eigenschaften: Intensive Sinneswahrnehmung, Gefahr der Überlastung und Fähigkeit zum Genuss – dass all das zur Hochsensibilität gehört, darüber ist sich die Forschung einig. Es gibt aber noch viele andere Eigenschaften, die hochsensiblen Menschen zugeschrieben werden und auch gut bestätigt sind:
- Sie sind häufig gewissenhaft;
- berichten häufiger von mystischen Erfahrungen als nicht hochsensible Menschen;
- reagieren stärker auf Stimulanzien (wie Kaffee, Alkohol, Zigaretten) und auf Medikamente aller Art;
- haben häufiger Allergien und Unverträglichkeiten.
- Außerdem hat sich in der Forschung gezeigt, dass es zwischen hochsensiblen und nicht-hochsensiblen Menschen Unterschiede bei der Gehirnaktivität gibt. Diese stehen möglicherweise mit der Tendenz zur Überreizung in Zusammenhang.